28. Januar 2022 / Aus aller Welt

Omikron, und dann? Forschende spekulieren über neue Mutanten

Alpha, Beta, Gamma, Delta und Omikron - im Moment listet die WHO diese Coronavirus-Varianten als besorgniserregend auf. Doch der Erreger wird sich weiter verändern. Ein Blick in die Glaskugel.

Das war noch der Wildtyp: Von einem Patienten in den USA Anfang 2020 isolierte Coronaviren.

Das Coronavirus Sars-CoV-2 dürfte sich über kurz oder lang weiterentwickeln - neue Varianten können entstehen.

Über deren Eigenschaften lasse sich aber nur spekulieren, erklärte der Präsident der Gesellschaft für Virologie, Ralf Bartenschlager, der Deutschen Presse-Agentur. «Die Erfahrung zeigt aber, dass mit der Anpassung eines Virus an seinen Wirt die Pathogenität in der Regel abnimmt.» Pathogenität meint die Fähigkeit, Krankheiten auszulösen. «Das bedeutet nicht, dass dieses angepasste Virus gar keine Erkrankung mehr macht, aber es ist in der Regel weniger krankmachend.» So verbreitet sich die neue Variante Omikron zwar schneller in Deutschland als Delta, verursacht aber Forschern zufolge im Schnitt mildere Krankheitsverläufe.

Allgemeingültige Aussagen nicht möglich

Richard Neher von der Uni Basel betont, es gebe keinen unmittelbaren Zusammenhang zwischen Schwere der Krankheit und Übertragbarkeit. Auch allgemeingültige Aussagen zur Evolution der Ansteckungsfähigkeit seien nicht möglich.

Dass sich das Coronavirus nach den bisher bekannten und von der Weltgesundheitsorganisation als besorgniserregend eingestuften Mutationen Alpha, Beta, Gamma, Delta und Omikron weiter entwickeln wird, gilt als ziemlich wahrscheinlich. Zumindest auf lange Sicht sei das durchaus möglich, erklärte Bartenschlager. Das Virus werde sicherlich endemisch und uns damit «erhalten bleiben».

Der wesentliche Selektionsdruck, dem neue Sars-CoV-2-Varianten jetzt unterliegen, sei die Ausbreitungseffizienz in einer größtenteils immunen Bevölkerung, erläuterte Klaus Überla vom Virologischen Institut am Universitätsklinikum Erlangen. Das heißt: Um zu überleben, muss das Virus Wege finden, dem Infektionsschutz seiner Wirte - also der Menschen - zu entkommen. Dieser Schutz entsteht sowohl durch Impfung als auch infolge einer Infektion. Über Genveränderungen etwa am sogenannten Spikeprotein des Virus kann es hier neue Formen geben. Es sei zu erwarten, «dass weitere sogenannte Immunescape-Varianten entstehen.»

Gewisser Schutz trotz Immunflucht?

Eine stärkere Fähigkeit zur Immunflucht könnte möglicherweise auch bei der Ausbreitung der Omikron-Untervariante BA.2 eine Rolle spielen. «Weil man in verschiedenen Ländern beobachten kann, dass der Anteil an BA.2 zunimmt, wird vermutet, dass BA.2 einen Vorteil in der Übertragbarkeit gegenüber BA.1 hat», sagte Sandra Ciesek, Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie an der Frankfurter Uniklinik, auf Anfrage der dpa. So könne neben einer höheren Übertragbarkeit auch eine stärkere Immunflucht dazu führen, dass sich immer mehr Menschen mit BA.2 infizierten, erklärte Ciesek.

Immunflucht bedeutet, dass eine durchgemachte Infektion oder eine Impfung weniger gut vor dem Erreger schützen. Dennoch ist es möglich, dass sie einen gewissen Schutz vor schweren Krankheitsverläufen bieten.

Neher hält es auch für denkbar, dass die Delta-Variante zurückkommt. «Delta ist eine hochansteckende Variante die nach einiger Zeit, wenn die Immunität abgenommen hat gegenüber Omikron wieder einen Vorteil haben könnte», sagte er in einem Interview, das die Universität Basel veröffentlichte. Es könne aber auch eine neue Variante mit unbekannten Eigenschaften entstehen. «Wir müssen also die Entwicklung und Entstehung neuer Varianten weiterhin genau überwachen, damit wir neue Varianten frühzeitig entdecken und ihre Eigenschaften verstehen und nicht unvorbereitet in eine neue Welle reinrutschen.»

Ob die neuen Virusvarianten gefährlicher oder harmloser sind, ist auch nach Überlas Überzeugung nicht seriös vorherzusagen. «Ausbreitungseffizienz in der Bevölkerung und «Gefährlichkeit» für den Infizierten sind verschiedene Eigenschaften von Viren, die sich unabhängig voneinander entwickeln können», teilte er mit.


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