17. Oktober 2021 / Aus aller Welt

Lange Weltraum-Aufenthalte können zu Hirn-Schäden führen

Schwerelosigkeit lässt nicht nur Muskeln und Knochen schwinden: Sie verursacht auch im Gehirn Veränderungen. Münchner Forscher haben nun Hinweise gefunden, dass diese schädlich sind.

Ein Astronaut Luca Parmitano angebunden an der Internationalen Raumstation, während er Reparaturen vornummt.

Lange Aufenthalte im All können einer Studie zufolge Schäden im Gehirn von Astronauten auslösen.

Die Ergebnisse einer Blutuntersuchung von Raumfahrern deuteten auf eine leichte, aber anhaltende Hirnverletzung und eine schnellere Alterung des Gehirns bei der Rückkehr zur Erde hin, teilte die Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) in München mit.

Mögliche Ursache sei ein gestörter Blut-Abfluss aus dem Kopf in der Schwerelosigkeit, dieser könne im Lauf der Zeit zu einem Druckanstieg im Nervenwasser führen. Die Studie veröffentlichte das Forscherteam in der Fachzeitschrift «Jama Neurology».

Dass längere Reisen in den Weltraum bei Menschen nicht nur Muskeln und Knochen schwinden lassen, sondern sich auch auf deren Gehirne auswirken, hatten Studien demnach schon zuvor angedeutet. Unklar war nach Angaben der Forscher aber bisher, ob die Vorgänge schädlich sind. Um das herauszufinden, untersuchten die LMU-Mediziner Peter zu Eulenburg und Alexander Choukér mit Kollegen in Schweden und Russland das Blut fünf russischer Raumfahrer, die gut fünfeinhalb Monate in der internationalen Raumstation ISS verbracht hatten.

Dabei wiesen die Forscher nach, dass mehrere Kennproteine für Alterung und Verletzungen des Gehirns direkt nach Rückkehr aus dem All deutlich anstiegen. Das gelte vor allem für die erste Woche nach der Rückkehr.

Um bei Langzeit-Missionen wie einer Reise zum Mars die Risiken für Raumfahrer so gering wie möglich zu halten, seien «umfassendere Studien mit vorbeugenden Maßnahmen gegen den Druckanstieg im Kopf unbedingt notwendig», sagte LMU-Mediziner Peter zu Eulenburg.

Das Phänomen, dass längere Weltraum-Aufenthalte zu Veränderungen im Gehirn führen, sei schon länger als Spaceflight Associated Neuro-Ocular Syndrome (Sans) bekannt, sagte der Direktor des Instituts für Luft- und Raumfahrtmedizin am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt, Jens Jordan. Ob die Veränderungen im Gehirn auch zu Einschränkungen der Betroffenen führen, sei mit der Studie aber noch nicht geklärt: «Ein Biomarker im Blut sagt noch nichts über klinische Beschwerden.»

Die Raumfahrtagenturen Nasa und Esa arbeiten laut Jordan an Gegenmaßnahmen. Unter anderem werde untersucht, ob eine Zentrifuge für Raumfahrer mit künstlicher Schwerkraft helfen könnte. Aktuell laufe zudem eine Studie über die Wirksamkeit von Unterdruck in der unteren Körperhälfte zum Abfluss von Flüssigkeiten. «Das ist eine der medizinischen Herausforderungen der Raumfahrt», sagte Jordan.

Die Forscher hatten das Blut der Astronauten vor und direkt nach dem Flug analysiert sowie eine und drei Wochen später. Langzeitstudien und größere Probandengruppen seien nötig, um den Zusammenhang zwischen dem Aufenthalt im All und möglichen neurologischen Schäden besser zu verstehen, schreiben sie im Fachjournal.


Bildnachweis: © NASA/dpa
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