22. August 2022 / Aus aller Welt

Das Berliner Hotel Adlon feiert Jubiläum

Rauschende Feste gab es im Hotel Adlon bereits in den 1920er Jahren. Den Krieg und die DDR überlebte das Hotel nicht. Aber heute steht es wieder am alten Platz - und ist ein Anziehungspunkt für Promis und nicht ganz arme Touristen.

Hotel-Direktor Michael Sorgenfrey vor dem Luxushotel am Pariser Platz in Berlin.

Hier checken die Rolling Stones ein, wenn sie wie kürzlich in Berlin auftreten. Ebenso zieht es US-Präsidenten, Majestäten und Filmstars ins Hotel Adlon direkt am Brandenburger Tor.

Die Queen wohnte dort, der Dalai Lama mehrfach. Angela Merkel und Barack Obama trafen sich zum Abendessen. Unvergessen ist die Szene von November 2002, als Michael Jackson seinen kleinen Sohn aus dem geöffneten Hotelfenster hielt, um ihn den Fans zu zeigen. Das Baby strampelte, die Fans schrien erschrocken, und der «King of Pop» hatte einen Imageknacks. Der Bekanntheit des neuen Adlons verlieh das nochmals einen «Push», sagt Hoteldirektor Michael Sorgenfrey.

Symbol der Wiedervereinigung

Vor 25 Jahren, am 23. August 1997, wurde das Hotel Adlon wiedereröffnet. Es war das erste neue Gebäude am Pariser Platz, wo der Zweite Weltkrieg und die DDR alle alten Prachtbauten zerstört hatten. Der Wiederaufbau des legendären Luxushotels war auch ein Symbol für die deutsche Wiedervereinigung. Wo sich heute Touristen drängen und für Selfies vor dem Brandenburger Tor posieren, klaffte nach Krieg und deutscher Teilung eine riesige Baulücke.

Berühmt war ursprünglich das alte Luxushotel, das 1907 öffnete. Damals bot der Unternehmer Lorenz Adlon die ersten Zimmer mit elektrischem Licht und fließend warmem Wasser - weitaus moderner als die Räume im nahe gelegenen Schloss von Kaiser Wilhelm II., der das Hotel eröffnete und Stammgast wurde, ebenso wie führende Politiker.

In den 20er Jahren, die gleichermaßen für Luxus und Armut in Berlin standen, machten es Sohn Louis Adlon und dessen Frau Hedda zum Anlaufpunkt für Gäste wie Charlie Chaplin, Josephine Baker oder Marlene Dietrich. In den 30er Jahren feierten auch die führenden Nazis gerne dort.

1945, am Ende des Zweiten Weltkriegs, brannte das Hotel bis auf einen Seitenflügel nieder. 1984 wurde auch dieser Rest, nah am späteren Todesstreifen der Mauer gelegen, abgerissen. Der Name Adlon blieb als Mythos. Mitten im Kalten Krieg kaufte die Hotelgruppe Kempinski den Adlon-Erben die Namensrechte ab, mehr als 30 Jahre vor dem Mauerfall.

Es habe auch «durchaus lukrative Angebote» gegeben, ein neues Adlon an anderer Stelle zu bauen, erzählt der Ur-Urenkel des Gründers, Felix Adlon. So sei ein Hotel Adlon in Wiesbaden im Gespräch gewesen. Das habe man abgelehnt. «Wenn es wieder ein Adlon geben sollte, dann am Brandenburger Tor.»

1989 fiel die Mauer, Deutschland und Berlin wurden wiedervereinigt, der Pariser Platz am Brandenburger Tor war wieder frei von Stacheldraht. Der Unternehmer Anno August Jagdfeld sammelte mit einem Fonds Geld für den Neubau des Hotels. «Anfang der 1990er lag hier alles in Trümmern. Es war schwer, den Fonds zu platzieren und Anleger zu finden», erinnert sich Jagdfeld, der später wegen anderer Immobilienfonds Probleme bekam. Das Land Berlin habe das Vorhaben unterstützt. Zu den ersten Anlegern habe der Puddingfabrikant und Konzerngründer Rudolf-August Oetker (1916-2007) gehört.

Luxus-Hotellerie und Sehenswürdigkeit

Mehr als 400 Millionen Euro kostete das Projekt, Eigentümer sind 4000 Anleger. Die Architektur im nachgebauten Stil des alten Adlon war heftig umstritten. Heute dürften viele Touristen am Brandenburger Tor nicht wissen, dass hinter der historisierenden Fassade und dem ganzen roten Plüsch und Goldglanz im Inneren ein moderner Betonbau steckt.

25 Jahre nach der Wiedereröffnung ist das Haus international bekannt - auch wenn manche Promis lieber in neuen Luxushotels mit modernem Einrichtungsstil am Potsdamer Platz oder der Staatsoper absteigen. Aber es ist die Lage am Brandenburger Tor, die aus dem Nobelhotel immer auch ein Stück Berlin-Geschichte macht. Nachbarn sind die Botschaften von Großbritannien, Frankreich und den USA sowie die Akademie der Künste.

Angesichts des umkämpften Berliner Hotelmarkts mit mehr als 20 Luxushotels spielt die Lage eine Rolle. Eine Nacht kostet mindestens 360 Euro. Die «Deluxe Suite Brandenburger Tor» mit 130 Quadratmetern findet man auf den Buchungsportalen für 8500 Euro - pro Nacht. Mit Badewanne und Frühstück.

«Das Adlon steht für Luxus-Hotellerie und ist Sehenswürdigkeit zugleich», sagt Christian Tänzler, Sprecher der Tourismuswerber von Visit Berlin. Die Lage am Brandenburger Tor sei ein Alleinstellungsmerkmal. «Dazu kommen die bewegte Geschichte und die vielen berühmten Gäste. Viele, die Berlin besuchen, wollen das Adlon sehen - zumindest auf einen Kaffee oder Tee.»

Die Geschichte des Adlon als TV-Dreiteiler

Das schillernde Leben der Familie Adlon bot auch Filmstoff. 1996 erzählte Percy Adlon als Regisseur in dem Fernsehfilm «In der glanzvollen Welt des Hotel Adlon» davon. 2013 zeigte das ZDF die zehn Millionen Euro teure Produktion «Das Adlon - eine Familiensaga» als Dreiteiler.

In der Realität wird vor Gericht ein neues Kapitel aufgeschlagen. Felix Adlon, Sohn des Regisseurs, kämpft seit einigen Jahren um eine Rückübertragung der Immobilie und klagt gegen das Land Berlin. Dabei geht es um die Frage, ob sich die Familie gegen die Vereinnahmung durch das NS-System hätte wehren können. Die Adlons seien «faktisch enteignet» worden und hätten damit einen Anspruch auf Entschädigung, wird argumentiert. An den Eigentumsverhältnissen des Adlons werde sich aber nichts ändern, betont der Sprecher der Jagdfeld-Gruppe, Christian Plöger. «Eine Rückübertragung des Grundstücks sowie des Hotels kommt nicht in Betracht, sondern allenfalls nur eine finanzielle Entschädigung durch den Staat.»

Und so wird das 25-jährige Bestehen gefeiert: Neben einer Party für die Mitarbeiter und einer Gala für geladene Gäste gibt es spezielle Übernachtungsangebote. Und wer seinen Tee in der Hotellobby am Jubiläumstag oder zwischen dem 26. und 28. August trinkt, wird laut Hotelsprecherin Sabina Held von Butlern in Frack und mit weißen Handschuhen mit einem Champagner aus der Magnumflasche begrüßt. Die Barkeeper lassen den Cocktail «Hommage 1997» aufleben, bei dem das Lieblingsgetränk vieler Gäste die Hauptrolle spielt - der Champagner.


Bildnachweis: © Wolfgang Kumm/dpa
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