10. Juni 2022 / Aus aller Welt

Corona-Subtypen häufiger: Warnung vor mehr Infektionsdruck

In den letzten beiden Corona-Jahren hat sich das Infektionsgeschehen in der warmen Jahreszeit entspannt. Dass muss allerdings in diesem Sommer nicht auch so sein, warnt das RKI.

RKI-Experten erwarten, dass sich die Omikron-Subvarianten BA.4 und BA.5 stärker verbreiten.

Mit Blick auf wieder steigende Corona-Fallzahlen und sich verbreitende Omikron-Subtypen warnt das Robert Koch-Institut (RKI) vor zunehmendem Infektionsdruck im Sommer.

Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz lag laut RKI-Dashboard am Freitag bei 318,7 (Vortag: 276,9; Vorwoche: 261,3). Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI zuletzt 77.878 Corona-Neuinfektionen (Vorwoche: 42 693) und 106 Todesfälle (Vorwoche: 91) innerhalb eines Tages.

Zwar liefert die Inzidenz kein vollständiges Bild der Infektionslage und auch Vergleiche der Daten sind wegen des Testverhaltens, Nachmeldungen oder Übermittlungsproblemen nur eingeschränkt möglich. Dennoch mahnte das Institut in seinem Wochenbericht vom Donnerstagabend, das Infektionsgeschehen könne demnächst wieder anziehen.

Stärkere Verbreitung der Subvarianten

Erwartet wird demnach, dass sich die Omikron-Subvarianten namens BA.4 und BA.5 stärker verbreiten, «so dass es auch insgesamt zu einem Anstieg der Infektionszahlen und einem erneut verstärkten Infektionsdruck auf vulnerable Personengruppen schon im Sommer kommen kann», schrieben die RKI-Experten in dem Wochenbericht zu Covid-19. Saisonale Effekte - die das Virus eigentlich ein Stück weit ausbremsen - könnten die Verbreitung dieser Varianten nicht kompensieren, wenn Verhaltensregeln nicht mehr beachtet werden.

«Das aktuell stärkste Wachstum zeigt der Anteil der Sublinien BA.4 und BA.5», schrieb das RKI. Die Folge: Bereits in wenigen Wochen könnten diese Erreger die Mehrzahl der Nachweise ausmachen. BA.5 ist laut Bericht bei Untersuchungen von vorletzter Woche in jeder zehnten Probe gefunden worden. Damit setzte sich die Verdopplung des Anteils von BA.5 von Woche zu Woche fort. Der Anteil von BA.4 wird mit 2,1 Prozent angegeben, auch dies ungefähr eine Verdopplung zu früheren Werten. Die Angaben basieren auf einer Stichprobe, es werden nicht alle positiven Fälle auf Varianten untersucht.

Fachleuten zufolge spielt bei dem Vorteil, den etwa BA.5 im Vergleich zu den bisherigen Omikron-Sublinien hat, sogenannte Immunflucht eine Rolle. Damit ist gemeint, dass sich das Viruserbgut verändert hat, so dass es Antikörpern von Geimpften und Genesenen besser entkommt.

Keine wachsende Krankheitsschwere

Die gute Nachricht: Auch wenn es nach Berichten aus Portugal Sorgen vor einer womöglich wieder wachsenden Krankheitsschwere gibt, sieht das RKI dafür bisher keine Belege. Die bisherigen Daten ließen nicht darauf schließen, dass Infektionen mit BA.4 oder BA.5 schwerere Krankheitsverläufe oder anteilig mehr Todesfälle verursachten als die Sublinien BA.1 und BA.2, schrieb das Institut. Diese hatten die vergangenen Wellen verursacht. BA.2 war kürzlich noch in annähernd jeder positiven Probe gefunden worden, die in die Untersuchung einfloss - mittlerweile ist der Wert auf 87,5 Prozent abgesunken.

Im Wochenbericht hielt das RKI auch die steigende Tendenz der Sieben-Tage-Inzidenz fest. Diese ist demnach vergangene Woche im Vergleich zur Vorwoche erstmals seit Mitte März wieder angestiegen (29 Prozent). Das Institut sprach von einem Anstieg der Zahl der übermittelten Ansteckungen in der vergangenen Woche um etwa 50 000 Fälle im Vergleich zur Vorwoche. Experten gehen seit einiger Zeit von einer hohen Zahl an Fällen aus, die nicht vom RKI erfasst werden.

Bei der Lage in den Krankenhäusern ist bisher allerdings nicht von einer Trendumkehr die Rede: Die Belastung der Kapazitäten des Gesundheitsversorgungssystems geht laut RKI weiter zurück. Die Daten im Bericht beziehen sich größtenteils auf vergangene Woche.

Vorbereitung auf den Corona-Herbst

Der Lehrerverband warnte unterdessen vor Nachlässigkeit bei der Vorbereitung auf den Corona-Herbst. Die Politik müsse jetzt handeln, damit man auf alle möglichen Szenarien an den Schulen effektiv reagieren könne, sagte Verbandschef Heinz-Peter Meidinger der «Rheinischen Post». Eine starke Zunahme von Infektionen bedeute für die Schulen eine individuelle Gesundheitsgefährdung für Schüler und Lehrkräfte und wieder die Gefahr hoher Personalausfälle bis hin zu Unterrichtskürzungen und teilweisen Schließungen.

Die Chefin der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Maike Finnern, sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Freitag): «Damit es im Herbst nicht erneut zu überhastetem Handeln kommt, müssen jetzt die Vorbereitungen getroffen und die gesetzlichen Grundlagen geschaffen werden.»


Bildnachweis: © Bernd Weißbrod/dpa
Copyright 2022, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten

Meistgelesene Artikel

Polarlichter bringen Deutschlands Nachthimmel zum Leuchten
Aus aller Welt

Polarlichter haben am Wochenende für ein buntes Spektakel am Nachthimmel über Deutschland gesorgt. Auslöser dafür war ein extrem starker Sonnensturm.

weiterlesen...
19-Jährige tot in Kofferraum - Verdächtiger festgenommen
Aus aller Welt

Eine 19-Jährige liegt tot in einem Kofferraum. Die Polizei geht von einem Gewaltverbrechen aus. Ein Verdächtiger ist inzwischen festgenommen. Doch viele Fragen sind noch offen.

weiterlesen...
Wintereinbruch und Glätte-Unfälle in Bayern
Aus aller Welt

Winter im April: Schnee, Graupelschauer und Blitzeis haben den Freistaat am Wochenende heimgesucht - mit Folgen auf den Straßen.

weiterlesen...

Weitere Artikel derselben Kategorie

Etliche Großstädte ohne Public Viewing zur EM
Aus aller Welt

In Fußball-Deutschland steht Public Viewing für kultiges Rudelkucken auf prall gefüllten Innenstadt-Plätzen. Doch diesmal winken etliche Großstädte beim Thema EM-Massenevent ab.

weiterlesen...
Scholz im Hochwassergebiet erwartet - Warnungen aufgehoben
Aus aller Welt

Im Saarland fällt enorm viel Regen, Polizei und Feuerwehr sind im Dauereinsatz. Das Ausmaß der Schäden wird wohl erst am Tag danach sichtbar. Kanzler Scholz reist heute in das betroffene Gebiet.

weiterlesen...
Explosion mit drei Toten: Spuren von Brandbeschleuniger
Aus aller Welt

Nach der Explosion und dem Feuer mit 3 Toten und 16 Verletzten in einem Düsseldorfer Wohn- und Geschäftshaus gibt es Hinweise auf Brandbeschleuniger. In einem Kiosk soll Benzin verschüttet worden sein.

weiterlesen...