Ingolstadt. – Mit einem offenen Brief wenden sich die SPD-Stadträte Quirin Witty und Dr. Anton Böhm an Ministerpräsident Dr. Markus Söder. Anlass ist dessen Besuch am 31. Oktober 2025 in Ingolstadt – und die anhaltende Diskussion um die medizinische Versorgung in der Region. Die SPD fordert mehr Unterstützung durch den Freistaat, um das Ingolstädter Klinikum langfristig abzusichern und die Stadt auf das Versorgungsniveau vergleichbarer bayerischer Großstädte zu bringen.
Ingolstadt, mit über 140.000 Einwohnern die fünftgrößte Stadt Bayerns, verfügt derzeit lediglich über ein Krankenhaus der Versorgungsstufe II – das kommunale Klinikum – sowie die Maulklinik, die sich in einem Insolvenzverfahren befindet und schwerpunktmäßig chirurgisch arbeitet. Die nächstgelegene Universitätsklinik liegt 72 Kilometer entfernt in Regensburg.
Im Vergleich dazu zeigen Städte wie Regensburg, Würzburg oder Erlangen eine deutlich bessere Struktur: Dort bestehen jeweils Unikliniken und weitere Kliniken der höheren Versorgungsstufen. Sogar kleinere Städte wie Bamberg oder Bayreuth, mit nur rund der halben Einwohnerzahl Ingolstadts, verfügen über Häuser der Versorgungsstufe III.
„Nun geht es darum, das Ingolstädter Klinikum optimal für die Zukunft zu rüsten“, schreiben Böhm und Witty. „Dabei benötigt die Stadt Unterstützung durch den Freistaat – die dramatische Haushaltssituation Ingolstadts ist Ihnen sicherlich bekannt.“
Hintergrund des offenen Briefs sind auch die Pläne, die Notaufnahme der Klinik Kösching perspektivisch zurückzufahren, während gleichzeitig unklar bleibt, wie es mit der Maulklinik weitergeht. Ein Vorschlag der SPD, gemeinsam mit dem Freistaat den Erhalt der Maulklinik zu sichern, wurde vom Gesundheitsministerium bislang nicht aufgegriffen.
Die SPD sieht ein strukturelles Ungleichgewicht: Durch die Sonderstellung Münchens – das als größte Stadt Bayerns zahlreiche zentrale Einrichtungen beherbergt – falle Ingolstadt im medizinischen Bereich zurück. Die Staatsregierung argumentiere zwar, dass pro Regierungsbezirk nur eine Uniklinik vorgesehen sei, doch diese Begründung greife zu kurz, so die Sozialdemokraten.
„Die Benachteiligung hat nicht nur Auswirkungen auf die stationäre Versorgung“, heißt es in dem Schreiben weiter. „Insbesondere Städte mit Unikliniken ziehen medizinischen Nachwuchs an, was zu einer besseren Versorgung und Entlastung anderer Kliniken führt.“
Die SPD erinnert Ministerpräsident Söder an seine eigenen Überlegungen, München zu einem eigenständigen Regierungsbezirk zu machen. In diesem Fall müsse Ingolstadt entsprechend gestärkt werden. Die Stadträte verweisen zudem auf die Sicherheitsstruktur des Freistaats: Dort habe man bereits erkannt, dass eine differenzierte regionale Unterstützung notwendig sei – etwa durch mehrere Polizeipräsidien in Oberbayern und Schwaben.
Mit ihrem Brief wollen Witty und Böhm den Fokus auf die gesundheitliche Versorgung der Region lenken und den Freistaat in die Verantwortung nehmen. „Es geht um Gerechtigkeit und Zukunftssicherheit – nicht nur für Ingolstadt, sondern für die gesamte Region“, betonen die beiden SPD-Politiker.










