10. Januar 2025 / Aus aller Welt

Brände in den USA: Kurze Entspannung, weiterhin große Gefahr

Die Lage in Kalifornien bleibt kritisch - der Kampf gegen die Flammen dauert trotz Fortschritten an. Und eine Frage rückt in den Fokus: Wer wird künftig die finanziellen Lasten der Klimakrise tragen?

Im Dauereinsatz: Ein Feuerwehrmann versucht, ein Wohnhaus vor den Flammen des «Eaton Fire» zu bewahren.

Im Kampf gegen die verheerenden Waldbrände im Großraum Los Angeles gibt es aufgrund nachlassender Winde eine kurzfristige Entspannung. Doch die Lage bleibt äußerst kritisch. «Es gab Fortschritte», erklärte US-Präsident Joe Biden am Freitagmittag (Ortszeit) zu den Löscharbeiten. Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom äußerte die Hoffnung, dass die Einsatzkräfte im Tagesverlauf weitere Erfolge erzielen.

Gleichzeitig warnte die Chefin des US-Katastrophenschutzes FEMA, Deanne Criswell, dass die Gefahr keineswegs gebannt sei: «Die Situation ist weiterhin sehr gefährlich.» Zwar sei der Wind aktuell schwächer, doch werde in den kommenden Tagen mit wieder stärkeren Böen gerechnet. Sie rief die Bevölkerung zur Wachsamkeit auf. Es sei wichtig, den Anweisungen der örtlichen Behörden zu folgen - auch, um sich vor den Gefahren des Rauchs zu schützen. Criswell reagierte zudem auf Kritik an der Koordination der Hilfsmaßnahmen und erklärte, dass die gleichzeitigen Ausbrüche zahlreicher Brände das System stark belastet hätten.

Es brennen weiterhin mehrere Feuer, darunter das «Palisades Fire» und das «Eaton Fire», die bislang kaum eingedämmt sind. Zehntausende Menschen sind weiterhin evakuiert und können nicht in ihre Häuser zurück - sofern diese überhaupt noch stehen. Nach ersten Schätzungen wurden mindestens 10.000 Gebäude zerstört oder beschädigt.

US-Soldaten in Bereitschaft

Tausende Einsatzkräfte kämpfen gegen die Flammen. Laut Verteidigungsministerium stehen auch 500 in Kalifornien stationierte Soldaten für Einsätze bereit. Sie könnten auf Anforderung der kalifornischen Behörden unter anderem bei Such- und Rettungseinsätzen oder beim Räumen von Straßen helfen, erklärte eine Pentagon-Sprecherin. Zudem seien zehn Helikopter sowie vier spezielle Brandbekämpfungssysteme verfügbar, die in Militärflugzeuge eingebaut werden können und teilweise am Wochenende zum Einsatz kommen sollen.

Ermittlungen zu Ursachen dauern an

Die Ursachen der einzelnen Brände sind weiter unklar. Im Zusammenhang mit dem «Kenneth Fire» wurde am Donnerstag ein Mann festgenommen, doch die Polizei erklärte später, dass keine ausreichenden Beweise für Brandstiftung vorliegen. Stattdessen wurde der Mann wegen eines Verstoßes gegen seine Bewährungsauflagen in Gewahrsam behalten. Die Ermittlungen laufen weiter.

«Sollte sich herausstellen, dass einer der Brände vorsätzlich gelegt wurde, werden die Verantwortlichen verhaftet, strafrechtlich verfolgt und im vollen Umfang des Gesetzes bestraft», versprach Dominic Choi von der zuständigen Polizeibehörde. Neben Brandstiftung werden auch defekte Stromleitungen als mögliche Ursache untersucht.

Versicherungsprobleme verschärfen Lage

Neben der akuten Katastrophe ist auch die Rolle von Versicherern in den Fokus gerückt: Die Brände könnten laut Analysten zur kostspieligsten Feuersbrunst in der Geschichte der USA werden. 

Kaliforniens Versicherungsbeauftragter Ricardo Lara forderte eine schnelle Auszahlung von Versicherungsleistungen für die Betroffenen. Einige große Anbieter hatten Berichten zufolge bereits im Frühjahr den Versicherungsschutz in besonders risikoreichen Gebieten eingeschränkt oder vollständig zurückgezogen, wodurch viele Hausbesitzer ungeschützt sein könnten.

Obwohl die US-Bundesregierung finanzielle Hilfen zugesagt hat, bleibt die zentrale Frage ungelöst: Wer trägt künftig die Kosten für zunehmende Schäden durch extreme Wetterereignisse: die Privatwirtschaft, der Staat oder letztlich die Betroffenen selbst? Lara betonte, dass eine Modernisierung des Versicherungssystems und eine bessere Katastrophenvorsorge dringend notwendig seien. 

Ein wichtiger Faktor ist hierbei auch die Bauweise vieler Häuser in den USA: Oft bestehen sie aus Holz, was die Ausbreitung von Bränden begünstigt. Gleichzeitig erschweren die Folgen der Klimakrise die Arbeit der Versicherer. Wegen steigender Risiken durch Fluten, Stürme und Brände wird es immer schwieriger, tragfähige Policen anzubieten


Bildnachweis: © Eric Thayer/AP/dpa
Copyright 2025, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten

Meistgelesene Artikel

Bluttat am Josef-Strobl-Platz: Ermittlungen nach Messerangriff in Ingolstadt
Aktuelles aus der Region 10

Ingolstadt – Ein blutiger Zwischenfall am Montagvormittag hat die Ingolstädter Innenstadt erschüttert.

weiterlesen...
AfD-Fraktion fordert umfassende Sparmaßnahmen für Ingolstadt
Regionale Politik

Mit mehreren Dringlichkeitsanträgen will die AfD-Stadtratsfraktion den städtischen Haushalt sanieren

weiterlesen...

Weitere Artikel derselben Kategorie

Explosionsgeräusch: Wohnhaus brennt - Bewohner vermisst
Aus aller Welt

Auf einen lauten Knall folgen Flammen. In Oberbayern steht eine Doppelhaushälfte in Vollbrand. Ein 59 Jahre alter Bewohner wird vermisst.

weiterlesen...
Supertaifun «Fung-Wong» hat die Philippinen erreicht
Aus aller Welt

Nach dem verheerenden Taifun «Kalmaegi» fegt nun ein neuer und noch stärkerer Sturm über die Philippinen. Bereits vor seiner Ankunft sorgte «Fung-Wong» für Zerstörung und erste Tote.

weiterlesen...
Supertaifun «Fung-Wong» trifft in den Philippinen auf Land
Aus aller Welt

Zwei Taifune in einer Woche: Nach dem verheerenden Sturm «Kalmaegi» hat nun «Fung-Wong» mit noch mehr Wucht die Philippinen erreicht.

weiterlesen...