18. Mai 2023 / Aus aller Welt

Archiv zu «Shoah»-Film nun Weltdokumentenerbe

Als Kulturorganisation der Vereinten Nationen will die Unesco dokumentarische Zeugnisse von außergewöhnlichem Wert sichern. Im «Memory of the World» sind nun ein paar bedeutsame Einträge dazugekommen.

Der französische Regisseur Claude Lanzmann (1925-2018) hat den Film «Shoah» produziert.

Das zum Bestand des Jüdischen Museums Berlin zählende Audio-Archiv zum Film «Shoah» des französischen Regisseurs Claude Lanzmann (1925-2018) ist von der Unesco zum Weltdokumentenerbe erklärt worden. Die Kulturorganisation der Vereinten Nationen nahm das Archiv in das Verzeichnis «Memory of the World» auf.

Ebenfalls dazu gehören nun zehn Handschriften aus der Hofschule Kaiser Karls des Großen mit dem Trierer Ada-Evangeliar als Hauptwerk, der Behaim-Globus im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg, der Codex Manesse der Universitätsbibliothek Heidelberg und Dokumente zur Geschichte der Handelsgemeinschaft der Hanse in Lübeck.

Als Welterbe gelten in Deutschland etwa die Gutenberg-Bibel, Goethes literarischer Nachlass, Beethovens Neunte Sinfonie oder Fritz Langs Stummfilmklassiker «Metropolis». Der Exekutivrat der Unesco nahm 64 Dokumente in das Register auf. Zu den insgesamt 496 Einträgen zählen 28 Beiträge aus Deutschland, viele davon internationale Gemeinschaftsprojekte.

Wendepunkt in der Wahrnehmung des Holocausts

Das Audio-Archiv zu «Shoah» enthält Tonaufnahmen, die Lanzmann bei den Recherchen vor Beginn der Dreharbeiten für den 1986 erschienenen Film gemacht hat. Die Gespräche führte Lanzmann mit Überlebenden der Ghettos und Konzentrationslager, Zeugen des Widerstands, Historikerinnen und Historikern, Geistlichen, Intellektuellen und Tätern.

Auch der originale 16mm-Film und die restaurierte 35-mm-Fassung, die der von Lanzmann gegründeten Produktionsfirma Les Films Aleph gehören, wurden in das Unesco-Verzeichnis aufgenommen. Das Museum bezeichnete den Film als Wendepunkt in der Wahrnehmung des Holocausts. «Ohne pädagogischen Gestus ist es ein lehrreiches Werk, das gesicherte historische Informationen liefert und diese im Gedächtnis eines weltweiten Publikums verankert.» Lanzmann arbeitete zwölf Jahre lang an dem Dokumentarfilm, der in neuneinhalb Stunden ohne Archivbilder auskommt.

Das Ada-Evangeliar mit 172 Pergament-Seiten und einem kostbaren Buchdeckel aus Gold und Edelsteinen befindet sich in der Wissenschaftlichen Bibliothek der Stadt Trier. Die anderen karolingischen Handschriften sind über Europa verteilt aufbewahrt. Die kostbaren Bilderhandschriften sind rund 1200 Jahre alt. Die meisten enthalten den lateinischen Text der vier Evangelien, sind in Goldtinte geschrieben und mit Porträts der Evangelisten versehen.

Der Behaim-Globus ist mit rund 530 Jahren der älteste erhaltene Globus der Welt. Mit seinen Hunderten von Piktogrammen und Ortsbezeichnungen, kleinen erzählerischen Texten, Herrscherbildern, Wappen, Fabelwesen und exotischen Tieren vermittele der Globus ein enzyklopädisches Bild des geografischen und historischen Wissens am Ausgang des Mittelalters, teilte die deutsche Unesco-Kommission mit.

Das Unesco-Programm gibt es seit 1992. Ziel des internationalen Registers sei es, «dokumentarische Zeugnisse von außergewöhnlichem Wert in Archiven, Bibliotheken und Museen zu sichern, zugänglich zu machen und auf deren Bedeutung hinzuweisen».


Bildnachweis: © Mondelo/epa/dpa
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