11. Januar 2025 / Aus aller Welt

Klarheit über Virustyp der Maul- und Klauenseuche

Wie gelangte die Maul- und Klauenseuche nach Brandenburg? Anfang der Woche könnte es erste Hinweise darauf geben. Unterdessen konnten Forscher den spezifischen Virustyp bestimmen.

Schutzmaßnahmen sind angelaufen nach dem Ausbruch der Maul- und Klauenseuche.

Beim Ausbruch der Maul- und Klauenseuche (MKS) in einer Büffelherde in Brandenburg gibt es bislang keine Hinweise auf eine Ausbreitung in weiteren Tierbeständen. Nach Angaben der Behörden laufen derzeit umfangreiche Probennahmen und -analysen. Noch ist völlig unklar, auf welchem Weg das für Klauentiere wie Rinder und Schweine hochansteckende Virus in den kleinen Bestand eingeschleppt wurde. 

Impfstoff vorhanden

Forscher konnten unterdessen den spezifischen Virustyp bestimmen. Ein passender Impfstoff könne innerhalb weniger Tage hergestellt werden, teilte das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) am Abend mit. Bei einem infizierten Wasserbüffel stellten die Experten den MKS-Virus vom Serotyp O fest. Nah verwandte Viren kommen im Nahen Osten und in Asien vor, wie das Forschungsinstitut erläuterte. 

«Für diese Viren geeignete Impfstoffe sind in der MKS-Antigenbank Deutschland vorhanden», hieß es weiter. Sie sei eigens für Fälle wie den aktuellen Ausbruch eingerichtet. Die Antigenbank könne nach Aktivierung durch die Bundesländer benötigte Impfstoffe innerhalb weniger Tage herstellen. 

Es gehe jetzt zentral um die Eindämmung der Tierseuche, sagte Brandenburgs Agrarministerin Hanka Mittelstädt (SPD). In einer Schutz- und einer weiter ausgedehnten Überwachungszone liefen vorsorgliche Probennahmen. Mit einem Verbot für Tiertransporte in Brandenburg, das zunächst bis Montag gilt, soll eine mögliche Ausbreitung in andere Regionen verhindert werden. Der Tierpark und der Zoo in Berlin wurden vorsorglich geschlossen. Die am Freitag startende Agrarmesse Grüne Woche verzichtet darauf, Rinder, Schafe, Ziegen und Alpakas in der Tierhalle zu zeigen. 

Büffel schon länger infiziert

Das MKS-Virus war in Proben von Wasserbüffeln aus dem brandenburgischen Ort Hönow nicht weit von der Berliner Stadtgrenze nachgewiesen worden. Experten des FLI gehen aufgrund von Wundmerkmalen der Tiere davon aus, dass die Infektion und damit die Einschleppung in den Bestand schon länger zurückliegt, wie eine Sprecherin des Landkreises Märkisch-Oderland sagte. Der genaue Zeitpunkt lasse sich bisher nicht benennen.

Drei Tiere der Herde waren zum Zeitpunkt des Nachweises bereits verendet, weitere elf wurden getötet - infiziert waren dem Vize-Landrat in Märkisch-Oderland, Friedmann Hanke (CDU), zufolge wahrscheinlich alle Tiere. In nahe liegenden Beständen wurden vorsorglich Dutzende Schweine und Ziegen sowie einige Rinder getötet. 

Agrarbranche in großer Sorge - Krisenstab des Bundes

In der Landwirtschaft ist die Sorge vor der Maul- und Klauenseuche groß, zumal viele Betriebe bereits durch andere kursierende Krankheiten wie Blauzungenkrankheit, Afrikanische Schweinepest oder Vogelgrippe belastet sind. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) reagierte mit der Einberufung eines Zentralen Krisenstabs auf die MKS-Nachweise und will Anfang der Woche mit Vertretern der Agrarbranche sprechen.

«Es ist eine Seuche, die hochinfektiös ist und einen erheblichen wirtschaftlichen Schaden verursachen kann innerhalb von Deutschland», sagte Mittelstädt. 2001 zum Beispiel hatte es einen verheerenden Seuchenzug in Großbritannien mit Folgeausbrüchen in anderen europäischen Ländern gegeben, Millionen Tiere wurden getötet, der wirtschaftliche Schaden war immens.

Wie gelangte der Erreger auf eine Weide in Brandenburg?

Um solche Ausmaße zu verhindern, ist neben den Schutzmaßnahmen wichtig, zu klären, wie das Virus auf die Weide in Brandenburg gelangen konnte. Die Behörden in Brandenburg erwarten bis Anfang der Woche erste Hinweise von Experten des FLI darauf, in welchen Regionen der Welt die bei den Büffeln nachgewiesene Virusvariante vorkommt. 

In der Türkei, im Nahen Osten und in Afrika, in vielen Ländern Asiens sowie in Teilen Südamerikas gibt es nach wie vor regelmäßig MKS-Fälle. Die letzten Infektionen in Deutschland traten 1988 in Niedersachsen auf. In Europa wurde der letzte Ausbruch 2011 aus Bulgarien gemeldet. 

 

Vize-Landrat Hanke sagte, der betroffene Landwirt unterhalte einen Biobetrieb, habe sein Futter abgedeckt und sich sehr umsichtig um seine Tiere gekümmert. Amtstierarzt Ralph Bötticher aus dem Kreis Märkisch-Oderland erklärte, der Landwirt habe keine Futtermittel von außerhalb gekauft, sondern selbst Heu geerntet. Eine Einschleppung des MKS-Virus sei etwa über Urlauber und mitgebrachte Nahrungsmittel möglich, wenn Lebensmittelreste einfach in den Wald oder auf Wiesen geworfen würden. Als ein möglicher Eintragweg gilt auch, dass Wildtiere wie Wildschweine das Virus zu den Weidetieren brachten.


Bildnachweis: © Annette Riedl/dpa
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