6. Februar 2022 / Aus aller Welt

Kegelrobbengeburten erreichen Rekordstand

Die Kegelrobben an der deutschen Nordseeküste vermehren sich prächtig: In Niedersachsen und in Schleswig-Holstein werden Rekorde bei den Geburten gemeldet.

Eine junge Kegelrobbe und das Muttertier liegen am Strand der Düne vor Helgoland.

Einst waren die Meeressäuger nahezu ausgestorben - nun vermehren sie sich von Jahr zu Jahr stetig: An der Nordseeküste von Niedersachsen und Schleswig-Holstein sind in der Wurfsaison 2021/22 Höchststände bei den Kegelrobben-Geburten registriert worden.

Im Niedersächsischen Wattenmeer wurden bei Zählflügen Ende November und Mitte Dezember in der Spitze 432 junge Kegelrobben an der Küste gesichtet. «Das ist wieder eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr», sagte Christian Abel von der Nationalparkverwaltung in Wilhelmshaven der Deutschen Presse-Agentur. Bereits in der vorherigen Wurfsaison 2020/21 war ein Geburtenrekord gemeldet worden - damals wurden 372 Jungtiere gezählt.

In Schleswig-Holstein leben viele Tiere auf der Hochseeinsel Helgoland. Die Geburtenzahl steigt dort ebenfalls von Jahr zu Jahr. 670 Tiere Geburten sind nach Angaben des Vereins Jordsand Stand Ende Januar verzeichnet worden - etwas mehr als ein Dutzend Tiere mehr als im Vorjahreszeitraum. «Dadurch dass Bereiche auf der Düne abgegrenzt waren, und unseren Gästen der Wintererlebnispfad mit verschiedenen Aussichtspunkten und zahlreichen Fotografenbuchten zur Verfügung stand, konnte der Großteil der Jungtiere ungestört aufwachsen», sagte Ute Pausch von denen Dünenrangern.

Geburt in den Wintermonaten

In Niedersachsen erhebt die Nationalparkverwaltung seit Anfang der 1990er Jahre regelmäßig die Bestände der Kegelrobben. Insgesamt wurden dort mit den erwachsenen Tieren nun 1021 der großen Meeressäuger an der Küste erfasst. Bei den erwachsenen Tieren sei im langjährigen Mittel im niedersächsischen Wattenmeer ein Zuwachs von etwa 20 Prozent pro Jahr festzustellen, sagte Biologe Abel, der für Meeressäuger bei der Nationalparkverwaltung zuständig ist. «Wir haben eine deutliche und schnelle Vergrößerung der Population.» Da der Grundbestand stetig steige, wachse auch die Zahl der Jungtiere.

Nach Angaben des Naturschutzbundes (Nabu) Schleswig-Holstein waren die größten Raubtiere Deutschlands lange Zeit an den deutschen Küsten verschwunden. Seit den 1980er Jahren entstanden wieder Kolonien vor Amrum, Juist, Norderney und Borkum sowie auf der Helgoländer Düne.

Der Kegelrobben-Nachwuchs kommt von November bis Januar zur Welt. In Niedersachsen finden die Tiere besonders auf der Kachelotplate, einer Sandbank zwischen den ostfriesischen Inseln Juist und Borkum, optimale Lebensbedingungen vor. Nahezu alle registrierten Jungtiere wurden bei den Zählflügen dort entdeckt. Für Geburten kämen die Tiere bevorzugt dahin zurück, wo sie selbst zur Welt gekommen seien, erklärte Abel. «Die Tiere liegen dort wirklich geschützt.» Die abgelegene Kachelotplate sei weitgehend frei von Störungen durch den Menschen und zudem mittlerweile so hoch aufgewachsen, dass Sturmfluten sie nicht mehr überspülten.

Ausbreitung im Watt wahrscheinlich

Wegen der steigenden Population im niedersächsischen Wattenmeer geht der Abel davon aus, dass Kegelrobben künftig vermehrt auch andernorts geboren werden als auf Kachelot. «Ich rechne damit, dass wir über die Jahre auch eine stärkere Ausbreitung nach Osten bekommen werden.» Dort gebe es allerdings weniger gute Wurfplätze, die windgeschützt seien und Zugang zu tiefem Wasser böten, sagte Abel. Infrage kämen etwa die Ostenden der Ostfriesischen Inseln, wo bereits einzelne Jungtiere entdeckt wurden. Bislang seien aber noch keine Jungtiere östlich der Jade gesichtet worden.

Anders als Seehunde, die nach der Geburt direkt mit dem Schwimmen beginnen, verbringen Kegelrobben ihre ersten Lebenswochen noch an Land. In dieser Zeit legen die Jungtiere mit dem hellen, flauschigen Fell Gewicht zu. Das Fell schützt vor Wind und Kälte, ist aber nicht wasserdicht. Die Babys werden von den Müttern oft am Strand abgelegt - während sie selbst auf Nahrungssuche sind. Störungen können dazu führen, dass der Kontakt zwischen Mutter und Jungtier abreißt.


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