15. November 2022 / Aus aller Welt

Gartenschläfer ist Tier des Jahres 2023

«Zorro» ist stark gefährdet - und zeigt, dass das Artensterben auch vor unserer Haustür nicht Halt macht. Forscher küren den kleinen Bilch, der gern in Parks und Gärten lebt, deshalb zum Tier des Jahres.

In einem Handschuh wird in der «Wildstation Bilche» in Wiesbaden ein Gartenschläfer gehalten.

Der Gartenschläfer ist von der Deutschen Wildtierstiftung zum «Tier des Jahres 2023» auserkoren worden. Das nur etwa faustgroße Nagetier mit der charakteristischen Augenmaske stehe in Deutschland als «stark gefährdet» auf der Roten Liste bedrohter Arten, teilte die Stiftung am Dienstag mit. Die Art sei ursprünglich in vielen struktur- und felsreichen Mittelgebirgen zuhause gewesen, in diesen natürlichen Lebensräumen finde man sie inzwischen nur noch im Harz, im Schwarzwald und in Bayern.

Der Gartenschläfer (Eliomys quercinus) gehört zu den Bilchen, die in Deutschland auch mit Siebenschläfer, Haselmaus und Baumschläfer vertreten sind. Er lebt gern in Parks und Gärten – in Südwestdeutschland sind sie seine Hauptverbreitungsgebiete, wie die Stiftung mitteilte. «Dort verkriecht er sich in Hecken, Mauerspalten, Schuppen oder Nistkästen.» Der nachtaktive Kletterkünstler halte rund sechs Monate Winterschlaf, seine Körpertemperatur sinke dann bis auf rekordverdächtige minus ein Grad. Gut zu erkennen sind die Tiere an ihrer «Zorro-Maske», einem schwarzen Band um Augen und Ohren.

Insgesamt ist das Verbreitungsgebiet des Gartenschläfers in Europa in den letzten 30 Jahren um fast die Hälfte geschrumpft, wie es von der Wildtierstiftung hieß. Mit der Wahl zum «Tier des Jahres» solle auf die bedrohte Art aufmerksam gemacht werden. Auch die Forschung solle unterstützt werden, sagte Julia-Marie Battermann, Bilch-Expertin der Stiftung. «Je mehr wir über den Gartenschläfer wissen, umso besser können wir ihn schützen.»

Es werde immer deutlicher, dass intensive Forstwirtschaft, Insektensterben sowie der Einsatz von Rattengiften und Pestiziden der Art stark zusetzten, hieß es vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) zu der Wahl. «Hier müssen wir jetzt aktiv werden, damit nicht noch eine Art verschwindet», sagte Matthias Meißner, BUND-Abteilungsleiter Biodiversität. «Der Gartenschläfer zeigt eindrücklich, dass das Artensterben auch vor unserer Haustür stattfindet – und dass wir alle etwas dagegen tun können.»


Picture credit: © Alexander Heinl/dpa
Copyright 2022, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten

Meistgelesene Artikel

Tatort Supermarkt: Mann sticht auf Vierjährige ein
Aus aller Welt

Der Einkauf einer Mutter und ihrer Tochter endet dramatisch. Die Vierjährige wird in einem Supermarkt niedergestochen und muss operiert werden. Der Tatverdächtige ist für die beiden ein Unbekannter.

weiterlesen...
Welcome-Center für Ingolstadt
Aktuelles aus der Region 10

Ein Center um Willkommensstruktur und -kultur zu schaffen

weiterlesen...

Weitere Artikel derselben Kategorie

Suche nach Arian: Süßigkeiten und Ballons im Wald aufgehängt
Aus aller Welt

Seit Montagabend wird der sechsjährige Arian vermisst. Viele Menschen suchen nach dem autistischen Kind - an Land und im Wasser. Die Einsatzkräfte geben die Hoffnung nicht auf.

weiterlesen...
Norovirus nach Besuch von Stuttgarter Frühlingsfest
Aus aller Welt

Erbrechen, Durchfall, Übelkeit: Ein Besuch des Stuttgarter Frühlingsfests sorgt bei vielen Gästen für Magen-Darm-Beschwerden. Alle gingen in dasselbe Festzelt.

weiterlesen...
Zahl der Schwangerschaftsabbrüche gestiegen
Aus aller Welt

Die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche in Deutschland steigt. Expertinnen sehen darin auch eine Ohnmacht in der Gesetzgebung.

weiterlesen...