23. März 2022 / Aus aller Welt

Covid mit Abstand häufigste Berufskrankheit

Im Job mit Corona angesteckt - das traf nicht zuletzt Beschäftigte im Gesundheitswesen und in der Pflege. Zehntausende Infektionen sind bereits als beruflich bedingt anerkannt.

In mehr als 120.000 Fällen ist die Infektion mit dem Coronavirus inzwischen schon als Berufskrankheit oder Arbeitsunfall anerkannt worden.

Seit Beginn der Pandemie ist nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin (DGAUM) eine Covid-19-Infektion knapp 203.000 Mal als möglicherweise beruflich bedingte Erkrankung gemeldet worden.

In 121.000 dieser Fälle sei die Infektion bereits als Berufskrankheit oder Arbeitsunfall anerkannt worden.

«Covid-19-Infektionen und die Folgen sind derzeit mit Abstand die häufigste Berufskrankheit», erläuterte der Aachener Arbeitsmediziner und DGAUM-Präsident Thomas Kraus am Mittwoch zum Auftakt der Jahrestagung der Gesellschaft. Dies betreffe im Wesentlichen Beschäftigte im Gesundheitsdienst, in der Wohlfahrtspflege oder in Laboratorien sowie Berufe mit einem vergleichbaren Infektionsrisiko.

Kraus sprach von einer ganz neuen Herausforderung, auch für die Unfallversicherungsträger. Bisher habe es jährlich rund 80.000 Verdachtsmeldungen von Berufskrankheiten insgesamt gegeben. An der Spitze lagen hier 7400 Schwerhörigkeit durch Lärm sowie der von Sonneneinstrahlung verursachte Hautkrebs mit rund 4000 Fällen im Jahr, gefolgt von asbestbedingten Krankheiten mit etwa 3100 Fällen.

Nun ganz andere Zahlen

Bei Covid-19 sehe man nun ganz andere Zahlen, sagte Kraus. In den beiden Pandemiejahren gab es nach Angaben der DGAUM nur für Corona knapp 170.000 Verdachtsmeldungen auf Berufskrankheit, von denen bisher rund 101 600 von den gesetzlichen Unfallversicherungen anerkannt wurden. «Das ist eine andere Dimension.» In Kliniken seien Anerkennungsquoten am höchsten. «Da ist die Kausalität am einfachsten abzuleiten.» Viele Verdachtsmeldungen gebe es auch aus der Pflege und aus Kindergärten.

Als Verdacht auf Arbeitsunfälle wurden knapp 34.000 Fälle gemeldet, von denen bisher rund 10.400 anerkannt wurden. Hier liege die Quote deutlich niedriger. Die Anerkennung einer Corona-Infektion als Arbeitsunfall sei schwieriger, etwa bei Polizeibeamten, Taxifahrern oder Beschäftigten wie im Schlachtbetrieb Tönnies, wo es Mitte 2020 einen großen Ausbruch gegeben hatte.

Ein Arbeitsunfall könne dann anerkannt werden, wenn die Ansteckung am Arbeitsplatz erfolgte und eine Infektionsgefährdung ähnlich wie im Gesundheitswesen vorliege, erläuterte Kraus. Im Einzelfall sei es teils schwer zu beurteilen, ob sich jemand im Beruf oder privat infiziert habe. «Aus diesem Grund ist hier künftig verstärkt betriebsärztliche Expertise gefragt, wenn es um die richtige Einordnung geht», sagte Kraus.

Bisherige Schätzungen gingen ferner davon aus, dass es bei drei Prozent der Fälle Corona-Langzeitfolgen wie Konzentrations- und Gedächtnisstörungen, Erschöpfung oder Atembeschwerden gebe. Das sei aber vermutlich zu niedrig gegriffen. «Die Bewertung einer möglichen Minderung der Erwerbsfähigkeit stellt eine Herausforderung dar.»


Bildnachweis: © Bernd Weißbrod/dpa
Copyright 2022, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten

Meistgelesene Artikel

Tatort Supermarkt: Mann sticht auf Vierjährige ein
Aus aller Welt

Der Einkauf einer Mutter und ihrer Tochter endet dramatisch. Die Vierjährige wird in einem Supermarkt niedergestochen und muss operiert werden. Der Tatverdächtige ist für die beiden ein Unbekannter.

weiterlesen...
Welcome-Center für Ingolstadt
Aktuelles aus der Region 10

Ein Center um Willkommensstruktur und -kultur zu schaffen

weiterlesen...

Weitere Artikel derselben Kategorie

Eurojackpot geknackt: je 60 Millionen nach NRW und Slowenien
Aus aller Welt

Die Zahlen 2, 3, 6, 15, 35 waren der Schlüssel zum Millionenglück. Der jüngste Eurojackpot ist geknackt. In zwei Ländern lagen Tipper genau richtig.

weiterlesen...
Polizei schießt auf Bewaffneten in Uni-Bibliothek: tot
Aus aller Welt

Ein Mann soll mit einer Machete in eine Bibliothek der Universität Mannheim gekommen sein. Die Polizei schießt auf ihn. Kurz darauf stirbt der 31-Jährige im Krankenhaus. Nun ermittelt auch das LKA.

weiterlesen...
Wegen Saharastaub: Mehr Menschen in Athener Notaufnahmen
Aus aller Welt

Für manche ist es ein beeindruckendes Naturschauspiel, doch viele Menschen leiden derzeit in Griechenland massiv unter gewaltigen Wolken afrikanischen Staubs.

weiterlesen...