16. Januar 2024 / Aus aller Welt

Tödliche Schüsse in Supermarkt - Kassiererin stirbt

Tödliche Schüsse fallen in einem Discounter. Eine Mitarbeiterin des Marktes stirbt, der mutmaßliche Täter war den bisherigen Erkenntnissen zufolge ihr früherer Lebensgefährte.

Einsatzkräfte der Polizei sichern den Supermarkt im hessischen Mörfelden.

Der Supermarkt ist geschlossen, «auf Grund der aktuellen Situation», wie auf einem Zettel zu lesen ist. Im leeren Verkaufsraum brennt Licht, in der Glastür sind Risse zu sehen. Am Abend zuvor hat hier mutmaßlich ein 48-Jähriger eine 38 Jahre alte Kassiererin erschossen. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Tat eine gescheiterte Beziehung voranging. Vor der Tür des Discounters brennen drei Kerzen, eine Frau legt einen Strauß Blumen dazu. Sie habe das Opfer gekannt, sagt sie und geht zurück zu ihrem Auto.

Am Montagabend gegen 19.15 Uhr betrat der 48-Jährige nach bisherigem Ermittlungsstand den Supermarkt und schoss vor den Augen von Kunden gezielt auf die Frau. Anschließend habe er sich selbst getötet, teilten die Ermittler mit. Für die Frau sei jede Hilfe zu spät gekommen.

Am Dienstag steht auf dem Parkplatz vor dem Supermarkt ein Mann und weint, er sagt, er sei der Bruder der Getöteten. Er sei aus Belgien angereist, nachdem er von der Tat erfahren habe. Ein weiterer Mann steht ihm tröstend zur Seite. Er sagt, er sei ein guter Bekannter der 38-Jährigen gewesen; diese habe mit dem 48-Jährigen einige Monate eine Beziehung gehabt. Sie sei von dem Mann verfolgt und bedroht worden, er sei auch gewalttätig gewesen. Sie sei in großer Sorge um ihre Sicherheit gewesen und habe ihn angezeigt.

Der Sprecher der Staatsanwaltschaft Darmstadt, Robert Hartmann, sagt dazu, es gebe Hinweise, dass es ein Kontakt- oder Annäherungsverbot gegeben habe, dies werde derzeit abgeklärt. Im Februar sollte vor dem Amtsgericht Groß-Gerau ein Prozess gegen den mutmaßlichen Täter wegen des Vorwurfs von Körperverletzung im Februar 2023 stattfinden. Bei der 38-jährigen Frau und dem 48 Jahre alten mutmaßlichen Täter handele es sich um bulgarische Staatsangehörige.

Nach der Tat sollen Berichten zufolge die Türen geschlossen worden sein, weshalb Kunden den Markt nicht verlassen konnten. Der Sprecher der Staatsanwaltschaft sagte, es gebe Hinweise auf verschlossene Türen: «Wir prüfen, warum das der Fall war», sagte er. Die Kunden sollen mit Hilfe eines Mannes nach außen gelangt sein, der die Tür von außen eingetreten habe. Der Hessische Rundfunk hatte zuvor darüber berichtet. Kein Kunde wurde verletzt, Polizisten sowie ein Seelsorger übernahmen die Betreuung.

Die Leiche der Frau und die des mutmaßlichen Täters sollen nach Angaben der Staatsanwaltschaft vermutlich am Mittwoch obduziert werden. Dabei soll unter anderem herausgefunden werden, von wie vielen Schüssen die Frau getroffen wurde. In dem Discounter wurden mehrere Patronenhülsen gefunden. Einen Waffenschein hatte der 48-Jährige den Angaben zufolge nicht. Die Ermittlungen sollen nun auch klären, wie er an die Schusswaffe gelangte.

Solche Gewaltverbrechen werden auch als Femizid bezeichnet. Femizid bedeutet, dass Frauen aufgrund ihres Geschlechts getötet werden - also weil sie Frauen sind. Als häufigste Form gilt die Tötung von Frauen durch Partner oder Ex-Partner.

Eine ähnliche Tat ereignete sich am 7. Juni 2022 in einem Discounter im nordhessischen Schwalmstadt (Schwalm-Eder-Kreis). Ein 58-Jähriger tötete damals eine 53 Jahre alte Frau und sich selbst. Die beiden sollen zuvor von November 2021 bis Februar 2022 eine Beziehung gehabt haben. In der Nacht vor der Tat hatte die Polizei dem Mann in der Wohnung des Opfers einen Platzverweis erteilt. Noch am Tattag hatte die Frau vormittags Anzeige wegen Körperverletzung, Nötigung und Nachstellung gegen ihren Ex-Partner erstattet. Nur wenige Stunden später fielen die tödlichen Schüsse in dem Discountermarkt im Stadtteil Treysa. Als Motiv vermuteten die Ermittler die Trennung.

2019 tötete in Frankfurt vor einem Supermarkt ein Mann seine frühere Lebensgefährtin mit 33 Messerstichen. Der Mann mit schwedischer Staatsangehörigkeit wurde 2023 wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt. Die beiden hatten das 20 Zentimeter lange Messer kurz vor der Tat gemeinsam in dem Supermarkt in Frankfurt-Bornheim gekauft. Nach eigenen Angaben wollte sich der Mann damit zunächst selbst töten. Plötzlich richtete er die Waffe jedoch gegen die von ihm getrennt lebende Frau.


Bildnachweis: © Helmut Fricke/dpa
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