22. Dezember 2024 / Aus aller Welt

1,2 Millionen Anrufe bei Telefonseelsorge - Thema Einsamkeit

Familienzwist, Alleinsein, psychische Probleme - auch 2024 suchten zahlreiche Menschen Rat bei der Telefonseelsorge. Vielen von ihnen macht auch die aktuelle Weltlage zu schaffen.

Einsamkeit und familiäre Probleme sind die Hauptthemen der Ratsuchenden. (Archivfoto)

Einsamkeit ist nach wie vor eines der Hauptthemen bei der Telefonseelsorge. «Wir hören oft Sätze wie: "Ich habe heute noch mit niemandem gesprochen"», sagte Ludger Storch, Vorsitzender der bundesweiten Telefonseelsorge-Arbeitsgruppe Statistik. Viele Menschen hätten während der Corona-Pandemie ihre Sozialkontakte verloren und bis heute keine neuen aufgebaut. 

Rund 1,2 Millionen Hilfesuchende hätten 2024 bei der Telefonseelsorge angerufen, sagte Storch der Deutschen Presse-Agentur. Das seien so viele wie im Vorjahr. Zudem habe es gut 45.000 Kontakte per Mail und 39.500 per Chat gegeben - etwa 3.000 mehr als im Vorjahr. Grund sei, dass inzwischen mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine Chat-Beratung anböten. Bei der Telefonseelsorge arbeiten deutschlandweit etwa 7.700 Ehrenamtliche. 

Weltlage schlägt Menschen auf das Gemüt

Neben Einsamkeit gehörten familiäre Probleme zu den häufigsten Themen, etwa Konflikte zwischen Paaren oder mit den Kindern. «Viele Menschen rufen in Abständen auch mehrmals an und wollen darüber sprechen, wie sich ein Problem weiterentwickelt hat», schilderte Storch, der die Telefonseelsorge Bochum leitet. 

Etwa ein Drittel der Ratsuchenden leide nach eigenen Angaben unter Depressionen oder einer anderen psychischen Erkrankung. Häufig gehe es auch um Suizidgedanken.

Auch die derzeitige Weltlage komme oft zur Sprache und schlage Anrufern auf das Gemüt. «Der Grundton ist dann: "Wir leben in einer schwierigen Zeit, mit Krisen, Kriegen und Inflation". Das schwingt in vielen Gesprächen mit - obwohl das eigentliche Thema des Anrufers ein anderes ist», erläuterte Storch. «Aber viele Leute wirken dadurch bedrückt und belastet.»


Bildnachweis: © Felix Hörhager/dpa
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